Eritrea: Solarbrunnen für sauberes Wasser
Gemeinsam anpacken gegen die Erosion
Auch Okbatinsae Berhame ist Bauer. Er versorgt mit seiner Frau Letemariam fünf Kinder zwischen zwei und 14 Jahren. "In den letzten beiden Jahren konnte ich jeweils für zwei Monate in dem Projekt der sozialen Arbeit der Katholischen Kirche mitarbeiten. Auf den Baustellen legen wir Terrassen an und ziehen kleine und größere Dämme im Tal ein, damit das Wasser nicht zu rasch versickert. Dafür bekomme ich 2.600 Nakfa pro Jahr."
Familie von Okbatinsae Berhame, Bauer aus dem Dorf Titri, Region Keren. Mit dem zweimonatigen Cash-for-Work Programm geht es der Familie deutlich besser. Mit dem verdienten Geld werden Nahrungsmittel gekauft.
Philipp Spalek
Das sind rund 180 Euro. Das Geld wird dringend benötigt, denn die Familie hat kein reguläres Einkommen, wie viele hier im Dorf Titri. Herr Berhame hat das so verdiente Geld in den vergangenen zwei Jahren für Dinge des alltäglichen Bedarfs, wie Kleidung, Kaffee, Salz und Zucker ausgegeben. "Wir sind so froh, dass diese Möglichkeit zum Geldverdienen besteht. Denn leider gibt es keine Möglichkeiten, in der nahe gelegen Stadt Keren Geld hinzuzuverdienen."
Die eigene Ernte wird von den Bauernfamilien selbst verzehrt, es bleibt nichts übrig für den Verkauf. "In manchen Jahren, zuletzt 2017 haben wir fast nichts geerntet, weil es zu trocken war. Dann müssen wir unsere Ziegen verkaufen, um zu überleben. Das ist eine schwierige Lage, weil die Ziegen, die sonst Milch geben, dann fehlen." Die Soziale Arbeit der Katholischen Kirche hat dafür gesorgt, dass die Bauern, die alle Tiere verloren haben, wieder neue erhielten.
In den Jahren 2018 und 2019 half Toweldebrhan Abraham mit auf den Baustellen in den Bergen und entlang der Bachläufe rund um sein Dorf. So konnte er Geld verdienen, um seine Familie trotz knapper Ernten zu ernähren.Philipp Spalek
"Im April beginnt die Regenzeit. Dann pflüge ich meine Felder und die der Nachbarn. In unserem Dorf wohnen 38 Familien und kaum eine hat Ochsen", erzählt Herr Abraham. "Diese Nachbarschaftshilfe ist üblich. Wir helfen uns gegenseitig, wie wir können. Ich bekomme dafür nichts."
Der 60-Jährige Bauer Toweldebrhan Abraham hat mit seiner 45-Jährigen Frau Saba neun Kinder. Es sind nur noch die beiden jüngsten auf dem Hof, die 13 und 5 Jahre alten Jungen Bisrat und Maksab. Sie leben in den Bergen, weitab der nächsten Stadt, ihr Dorf ist nur mit dem Allradfahrzeug, mit Eseln und zu Fuß erreichbar. Die älteren Kinder haben ein Haus in der Stadt gemietet, damit sie in die Schule gehen können, die erwachsenen Kinder sind längst außer Haus und verheiratet.
Wasser holt die Familie aus einem kleinen Stausee, der mit zwei Eseln und vier Kanistern 80 Liter Wasser am Tag liefert. Die Familie produziert alles selbst auf ihren umliegenden Feldern, hauptsächlich Sorghum, Hirse, Mais, Bohnen und Kürbisse. Sie erntet 250 Kilogramm Getreide. "Aber das reicht uns vier Personen nicht. Ab Juni gehen unsere Vorräte aus und erst im September können wir ernten. Wir schlagen uns mit Wildpflanzen durch und wenn es besonders schlimm kommt, muss ich anfangen, meine Ziegen zu verkaufen", so der Bauer. "Für eine Ziege bekomme ich 500-700 Nakfa (rund 35 bis 50 Euro)".
Im Jahr 2018 und 2019 konnte Herr Abraham auf eine neue, sinnvolle Weise Geld verdienen: Er half mit auf den Baustellen in den Bergen und Bachläufen rund um sein Dorf. Auch hier verbessert die soziale Arbeit der katholischen Kirche die Wasserversorgung der Region mit Cash-for-Work Programmen.
"Meine Tiere finden mehr Futter entlang der angelegten Terrassen"
"Ich bin sehr froh, über diese Arbeit. Mit dem Verdienst von 5.000 Nakfa im Jahr für zwei Monate Einsatz konnte ich Getreide für meine Familie kaufen." Dabei bewirken die Dammbauten noch etwas: Meine Tiere finden mehr Futter entlang der angelegten Terrassen und die Wasserlöcher in den Bachläufen halten länger", so Herr Abraham. Noch 2017 war die Familie in einer akuten Notfallsituation. Es regnete so wenig, dass die Bauern sogar Futter für die Weidetiere kaufen mussten, damit sie nicht verhungern. "Die Kühe und Ziegen sind unsere Bank. Wenn etwas passiert, jemand krank wird, oder eines meiner Kinder heiratet, dann verkaufen wir eine Kuh."
Dank des Cash-for-Work Programms der Caritas Arbeit in Eritrea wird Hilfe für die armen Familien mit einer wertvollen Investition in die Zukunft aller, die in dem Dorf leben, verknüpft: Terrassenbau, Aufforstungen und Wasserpumpen stärken die Widerstandskräfte der Gemeinde gegen Dürren und Klimawandel. Zugleich gefördert werden gemeinsame Visionen zur Bewirtschaftung des Bodens, die gerade für die jungen Menschen auf dem Land in Eritrea von unschätzbarem Wert und dringend nötig sind.