„Ein Licht im Nebel“
Gabriela Hurtado, Mitarbeiterin Caritas Kolumbien/Pastoral Social Holger Vieth, Caritas international
Was sind die größten Probleme in der Region?
Das größte Problem hier ist die allgemeine Unsicherheit, die durch die Gewalt erzeugt wird. Es gibt kaum einen Schutz für die Menschen, die sich weiterhin mitten in einem Krisengebiet befinden. Allein in den vergangenen Tagen ist es zu Morden an führenden Gemeindemitgliedern gekommen, darüber hinaus gibt es immer wieder Schutzgelderpressungen, Bedrohungen, Vertreibungen und Raubüberfälle. Dafür sind neben Dissidenten der FARC auch organisierte Banden verantwortlich.
Wie kann man sich die Situation in den verschiedenen Gegenden Caquetás vorstellen?
Die Situation unterscheidet sich von Distrikt zu Distrikt. In der Hauptstadt der Provinz (Florencia, Anm. d. Red.) gibt es zum Beispiel noch eine größere Sicherheit als in anderen Teilen Caquetás. Im Allgemeinen ist der Distrikt mit der höchsten Kriminalität San Vicente de Caguán, ohne Zweifel. Auch in Cartagena del Chairá ist die Lage sehr unsicher. Dort gibt es immer wieder Zusammenstöße von Dissidenten der FARC und anderen Gruppierungen.
Was macht die kolumbianische Caritas/Pastoral Social, um den Menschen zu helfen?
Wir sind schon seit vielen Jahren hier in Caquetá präsent, was ein extrem wichtiger Faktor ist. Es hilft uns immens, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Man könnte sagen, unsere Arbeit ist so etwas wie ein Licht inmitten des Nebels. Die Menschen wissen, dass wir immer da sind und das spendet ihnen Glauben, Trost und Hoffnung. Wir sind neben der Begleitung des Friedensprozesses auch in anderen Bereichen aktiv, haben zum Beispiel Projekte zur Beseitigung von Antipersonen-Minen, dazu begleiten wir Bildungsprojekte in den Pfarreien und unterstützen gesellschaftlich benachteiligte Gruppen wie Frauen und Schwarze.
Was bleiben für Herausforderungen bei der Begleitung des Friedensprozesses?
Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Situation. Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags hat sich an der Lage der Menschen noch nicht viel geändert, es ist ein extrem langer Prozess. Es wird viele Jahre und eine konstante Begleitung brauchen, um das Ziel zu erreichen. Die Herausforderung ist es, Durchhaltevermögen zu zeigen, damit der Geist des Friedens sich insbesondere in den jüngeren Bewohnern, in den Kindern und den Jugendlichen, ausbreitet. Aber es wird alles andere als ein leichter Weg.
*Name geändert
März 2018, Holger Vieth