Mit den Händen Ton formen, etwas Eigenes gestalten. Der Tonworkshop ist mehr als das: Er bietet den Kindern, was Kinderseelen brauchen. Kreativ sein dürfen und ganz auf sich konzentriert erleben die Kinder geflüchteter Familien Stunden der Sorglosigkeit. Caritas international
Der Krieg in der Ukraine verursacht täglich unsägliches Leid. Besonders betroffen sind auch diejenigen, die bereits vorher weitestgehend schutzlos waren. Daher ist es für die Caritas wichtig, dass die Arbeit für Kinder aus schwierigen Verhältnissen in Odessa trotz – oder gerade wegen – des Krieges weiter fortgesetzt wird.
Seit vielen Jahren bietet die Organisation "The Way Home", unterstützt und begleitet von Caritas international, in mehreren Zentren vielfältige Formen von Hilfe an. Dazu gehören Hausaufgabenhilfen und Hilfe bei der beruflichen Orientierung, aber auch Musik, Tanz und Theater, Fernsehen, Sport und thematische Gruppenangebote. Behandelt werden Themen wie HIV/Aids, Kinderrechte oder Gesundheitsfragen. Da sich die Notlagen der Familien immer wieder verschieben - und oftmals auch verschärfen - spezialisieren sich die Zentren auf das, was am nötigsten gebraucht wird.
Das Zentrum Sprout in Odessa bietet vor allem vertriebenen Familien mit Kindern mit Behinderungen, alleinerziehenden Müttern und kinderreichen Familien einen Anker. Der Therapeut Alexandra Kharitonova kombiniert hier eine auf Massage gründende Physiotherapie mit intensiven Gesprächen.
In dem Zentrum Mercy werden Familien in schwierigen Lebenslagen betreut. Diskriminierungserfahrungen sind oft der Grund dafür, dass sich einzelne nicht mehr gewachsen fühlen, den täglichen Herausforderungen zu begegnen. Dann reicht eine Kleinigkeit, und plötzlich wird das tägliche Kochen, die Erziehung der Kinder oder gar ein Gespräch mit der Nachbarin zu einer Überbelastung. Ein wichtiger Baustein im Angebot des Mercy Zentrums sind Selbsthilfegruppen für Frauen, die verschiedene Formen von Gewalt erfahren haben, verbale und psychische bis hin zu körperlicher oder sexueller Gewalt. Die Frauen erfahren während der Gruppentreffen von bereits bestehenden Unterstützungsangeboten, sozialen Hilfen und medizinischer Versorgung - oder schlicht, von ihren Rechten, diese auch wahrzunehmen. Besonders wertvoll sind Zweiergespräche zwischen Betroffenen, sie sind oft der erste Schritt, noch bevor eine Psychologin oder ein Spezialist aufgesucht wird.
Beratung und Unterstützung auf Augenhöhe - The Way Home kümmert sich um Jugendliche und Kinder von vertiebenen Familien. Caritas international
Sagen können, was man wünscht und was nicht
In einem weiteren Zentrum mit dem Namen Big Family wird ein wichtiger Fokus das rhetorische Training für Jugendliche, vor allem für Mädchen. Sie lernen hier, ihre Wünsche ohne Scham und Schau auszudrücken, sich eine eigene Meinung zu bilden und zu formulieren, was sie möchten und was nicht. Zudem entsteht im Zentrum ein Kinderparlament: Nach und nach wird aus der Idee, demokratisch Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen, gelebte Realität. Gleichzeitig wächst dem Kinderparlament Vertrauen - eine wichtige emotionale Fähigkeit, die für den Zusammenhalt der Gemeinschaft ebenso zentral ist wir für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung jedes einzelnen Kindes. Auf gemeinsamen Ausflügen und Ferienfreizeiten entstehen freundschaftliche Beziehungen zwischen Klassenkameraden, die in der Schule nicht miteinander klarkamen.
Die beiden Kindergärten Sunrise und Smile haben seit jüngstem eine kleine Bibliothek mit einem Internetzugang aufgebaut. So werden diese Orte auch für die Eltern interessant, die sich hier mit Literatur und Informationen versorgen und nebenher miteinander in Austausch kommen. Literatur zum Thema Elternschaft, Kinderrechte und gesunde Kindesentwicklung sind Bestandteil der Bibliothek. An den Elterntagen, die nun regelmäßig organisiert werden, gewinnen die Kinder durch die Anwesenheit ihrer Eltern Vertrauen in den Ort und die Menschen, mit denen sie viel Zeit teilen.
Gesundheitsförderung von oben und von unten
In Odessa sind die Kinder in alle Regel nicht krankenversichert und besuchen somit keine regelmäßigen Gesundheitschecks, die aber für eine Früherkennung von körperlichen und seelischen Leiden und Einschränkungen unerlässlich sind. In den staatlichen Krankenhäusern kosten viele - wenngleich nicht alle - Untersuchungen und Behandlungen Geld, ebenso viele Impfungen oder die Behandlung von Infektionskrankheiten. Den Gesundheitsbereich möchte der Projektpartner von Caritas international vor Ort langfristig vor allem für Kinder und besonders bedürftige Familienmitglieder stärken. Eine gesunde vitaminreiche Ernährung ist hier der praktische Aspekt, Lobbyarbeit für ein Recht auf eine Krankenversicherung für alle der politische Ansatz.
Diskriminierungssensible Bildung
Swetlana Vytuporenko ist Psycholgin und konzipiert Fortbildungen für Lehrpersonal. Das Projekt The Way Home hat sie eingeladen, diskriminierungssensible Bildung mit Lehrpersonal, Kindern und Schüler/innen zu organisieren. Viele Lehrer/innen sind sich nicht bewusst, wie sehr sie mit ihren Aussagen für ihre Schüler/innen Vorbild sind - und das nicht immer nur zum Guten. Eine abwertende Haltung gegenüber Kindern, die in ihrer Lebenssituation benachteiligt sind, beeinträchtigt auch das Verhältnis der Kinder untereinander. The Way Home will in Zukunft verstärkt in staatlichen Schulen das Lehrpersonal weiterbilden.
Das Projekt wird trotz des Krieges fortgesetzt - und ausgebaut
Die Mitarbeitenden von „The Way Home“ werden das Projekt trotz des Krieges fortführen. Denn die Lage für die Kinder und Jugendlichen, die bereits vor dem Krieg kein sicheres Zuhause hatten, ist besonders prekär. Solange es geht, sollen daher alle bestehenden Hilfsmaßnahmen fortgesetzt werden.
Caritas international hat seiner Partnerorganisation jedoch auch zusätzliche finanzielle Mittel bereitgestellt, um sich auf die Folgen des Krieges einzustellen. Von diesem Geld werden unter anderem
- Nahrungsmittel für Kinder, Jugendliche und deren Familien gekauft, insbesondere für jene, die ihre Heimat bereits verlassen mussten.
- Kleidung, Schuhe, Bettbezüge, Hygieneartikel und Medikamente angeschafft.
Die Caritas und ihre Partner bereiten sich auch darauf vor, dass die Stadt unter Beschuss geraten und in intensive Kämpfe verwickelt werden könnte. Daher wird bereits jetzt die Ausstattung nahe gelegener Bunker und Schutzräume verbessert: Im Ernstfall sollen die Kinder und Jugendlichen hier mit ihren Familien in Sicherheit gebracht werden.
Die Hilfen für Kinder und Jugendliche in Odessa vor und während des Kriegs werden durch unsere Spenderinnen und Spender ermöglicht.






Auch vor dem Krieg lebten in Odessa schon viele Kinder auf der Straße. Um ihnen zu helfen gründete sich die von Caritas international gestützte Partnerorganisation "The Way Home". Wegen des Kriegs suchen zudem Flüchtlinge aus der Ostukraine, auch von der Krim, Schutz in Odessa. Viele landen auf der Straße, unter ihnen viele Kinder.
In der Ukraine haben Tausende von Jungen und Mädchen kein sicheres Zuhause. Durch den bewaffneten Konflikt sind sie besonders verwundbar. „The Way Home“ unterstützt seit 16 Jahren desillusionierte Kinder und Jugendliche, führt sie zurück in die Gesellschaft und engagiert sich für Aidskranke.
Besonders prekär ist die Lage für diejenigen, die bereits zuvor kein sicheres Zuhause hatten: Kinder, die tagsüber auf der Straße ihre Zeit verbringen und ohne Obhut sind, können sich nicht auf ihre Familien verlassen.
Gerade in dieser Krisensituation brauchen die Tausenden von Mädchen und Jungen weiterhin Unterstützung. Deshalb setzt Caritas die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Projekt.
"The Way Home" holt seit 16 Jahren desillusionierte Kinder und Jugendliche von der Straße, führt sie zurück in die Gesellschaft und engagiert sich für Aidskranke. Denn 27 Prozent der Straßenkinder in Odessa tragen den HI-Virus in sich. Inzwischen ist "The Way Home" eines der bedeutendsten und renommiertesten Straßenkinder- und Aidsprojekte Osteuropas.
In der Ukraine haben Tausende von Jungen und Mädchen kein sicheres Zuhause. Durch den bewaffneten Konflikt sind sie besonders verwundbar.
"Am Anfang sieht das Leben auf der Straße so toll aus, aber am Ende merkt man, dass alles nur eine Illusion ist." Das sagt Sergey Kostin, der es wissen muss: Als Leiter der von Caritas international gestützten Partner-Organisation "The Way Home".