Ein Schwerpunkt des Krankenhauses ist die Vor- und Nachsorge von Schwangeren sowie die Behandlung kranker und unterernährter Kinder. Die angrenzende Hebammenschule gründete Sister Gracy bereits 2007 - es war das erste Mal, dass im Südsudan Hebammen ausgebildet wurden. Diese geben ihr Wissen mittlerweile im gesamten Land weiter, wodurch sich die Situation für schwangere Frauen und ihre Kinder im Südsudan nachhaltig verbessert hat.
Acenj Garang kommt wieder zu Kräften
Krieg, Flucht und der Klimawandel führen im Südsudan immer wieder zu Hungersnöten. Mehr als die Hälfte der Menschen im Land sind akut
von Hunger bedroht, haben keinen Zugang zu Wasserversorgung oder medizinischer Hilfe.Foto: Sebastian Haury / Caritas international
Acenj, sieben Monate alt, erhält seit seiner Ankunft im Krankenhaus alle zwei Stunden eine Spezialmilch. Zusammen mit derzeit hundert weiteren Kindern wird er wegen schwerer Unterernährung stationär im Krankenhaus behandelt. Schwester Gracy erklärt den Behandlungsverlauf: „Die ersten beiden Tage erhalten die unterernährten Babys alle zwei Stunden 75 Milliliter Milch, ab dem dritten Tag sind es 100 Milliliter. Wenn sie ein bisschen Gewicht zugelegt haben, geben wir ihnen zusätzlich Plumpy Nut, eine energiereiche Paste, die in erster Linie aus Erdnussbutter besteht. Meistens essen sie die Paste für einen Monat. Danach gibt es für weitere zwei Monate eine Spezialsuppe.“
Die Kinder bleiben so lange im Krankenhaus, bis sie wieder stabil sind. Wenn sie entlassen werden, können die Eltern Milch und Paste mit nach Hause nehmen. Einmal pro Woche kommen sie zu Kontrolluntersuchungen vorbei. Die Mutter von Acenj ist erleichtert: „Nach den drei Tagen, die wir hier sind, merke ich, dass es ihm bereits viel besser geht und seine Kräfte zurückkehren“, berichtet sie, während der Kleine schon erwartungsvoll auf die Milchtasse in ihrer Hand zeigt.
Malual Madud erholt sich von Malaria
Agok Madud, die Mutter des sechsmonatigen Malual, hat ebenfalls wieder Hoffnung: „Vor drei Tagen bekam Malual so schlimmes Malaria-Fieber. Jetzt geht es ihm viel besser und wir können wieder nach Hause“, sagt sie und strahlt Sister Gracy an. Doch die bleibt ernst. Sie weiß, dass sich nicht alle Kinder im Krankenhaus so schnell erholen werden wie Malual. „Viele Menschen im Südsudan, insbesondere Kinder, sterben an Malaria. Dabei ist die Behandlung relativ einfach. Vorausgesetzt, die Kinder schaffen es rechtzeitig zu uns ins Krankenhaus“. Die diesjährigen großflächigen Überschwemmungen bieten ideale Brutbedingungen für Moskitos, die die Infektionskrankheit übertragen. Die Anzahl der Malariafälle nimmt derzeit deutlich zu. Auch Agok Madud ist nicht zum ersten Mal im Krankenhaus. „Malual ist mein drittes Kind. Mit den anderen beiden Kindern war ich auch schon hier. Malaria ist eine große Gefahr, aber hier bekommen meine Kinder und ich jedes Mal eine gute Behandlung.“ Die Mutter vertraut den Ärzten, Ärztinnen und Krankenschwestern im Krankenhaus. Vor allem aber ist sie dankbar: Denn selbst wenn sie kein Geld hat, um die Behandlung zu bezahlen, erhält sie Hilfe und Medizin. „Wir nehmen nur von denen Geld, die bezahlen können. Wir schicken niemanden weg“, sagt Sister Gracy.
Asunta Adhal ist froh, dass sie bei der Geburt nicht auf sich allein gestellt ist
Asunta Adhal bei einer Vorsorgeuntersuchung im MHA-Krankenhaus von Sister Gracy.Foto: Sebastian Haury / Caritas international
Die Frauen im Südsudan bringen ihre Kinder meistens zuhause zur Welt. Sollten bei der Geburt Komplikationen auftreten, ist oft niemand da, der ihnen helfen kann. Auch deshalb ist die Müttersterblichkeit im Südsudan die höchste weltweit. Sister Gracy weiß, dass neben professioneller Geburtshilfe daher auch Überzeugungsarbeit zu leisten ist. „Mit jeder Mutter, die gesund mit ihrem Baby in ihr Dorf zurückkehrt, haben wir eine weitere Fürsprecherin für unser Krankenhaus“, weiß sie.
Auch Asunta Adhal möchte ihr Kind hier im Krankenhaus von Schwester Gracy zur Welt bringen. Die 22-Jährige ist bereits im neunten Monat schwanger. „Es ist mein zweites Kind. Bei der Geburt meines ersten Kindes war ich nicht hier, aber ich kam zu den Nachsorgeuntersuchungen. Dieses Kind möchte ich so zur Welt bringen, wie es die Hebammen mir empfehlen. Ich fühle mich sicher, hier werde ich gut behandelt“
Irene Ajak ist bald ausgebildete Hebamme
Sister Gracy gründete die erste Hebammenschule des Südsudans.Foto: Sebastian Haury / Caritas international
2007 gründete Sister Gracy die erste Hebammenschule des Landes. Zuerst holte sie Lehrpersonal aus Kenia, Tansania oder aus Europa. Mittlerweile hat sie aber so viele Südsudanesinnen ausgebildet, dass das Ausbildungsprogramm auch ohne ausländische Fachkräfte funktioniert.
Irene Ajak, 24, ist eine der Frauen, die in der Hebammenschule unterrichtet wird. Vor drei Jahren hat sie ihre Ausbildung begonnen, in wenigen Wochen steht die Abschlussprüfung an. Ajak liebt ihren Job: „Wir beraten hier schwangere Frauen. Es ist wichtig, dass wir mögliche Krankheiten frühzeitig erkennen. Insbesondere Malaria ist gefährlich für die ungeborenen Kinder.“ Wenn die Hebammen die Tropenkrankheit bei einer werdenden Mutter erkennen, behandeln sie diese sofort. Falls sie nicht befallen sind, erhalten sie für die Dauer der Schwangerschaft Medikamente zur Prophylaxe.
Aber auch andere Erkrankungen und Mangelernährung werden geprüft. „Wir empfehlen den Frauen, ihre Kinder hier auf die Welt zu bringen. So können wir Komplikationen während und nach der Geburt ausschließen“, erklärt Ajak. Die junge Frau freut sich auf die vor ihr liegenden Aufgaben: „Ich bin sehr glücklich, hier zu arbeiten. Seit ich als kleines Mädchen zur Schule ging, wusste ich, dass ich eines Tages in einem Krankenhaus arbeiten will. Ich möchte Leben retten.“