Erdbeben in der Türkei und in Syrien: Caritas Nothilfe geht weiter
Die Bilanz der Erdbebenkatastrophe in der syrisch-türkischen Grenzregion ist verheerend: Mehr als 50.000 Tote in der Türkei, in Syrien mehr als 6.000 und über hunderttausend Verletzte. Caritas und ihre lokalen Partnerorganisationen verteilen
- Nahrungsmittel
- Trinkwasser
- Hygieneartikel
- Zelte und Notunterkünfte
Neben der Verteilung von Hilfsgütern stehen die Einrichtung und Ausstattung von Notunterkünften und Zelten sowie die psychosoziale Unterstützung der Menschen im Vordergrund.
Aleppo: Helfer_innen von Caritas Syrien verteilen Lebensmittel. Die Versorgung grundlegender Hilfsgüter ist weiterhin notwendig. Die Infrastruktur ist beinahe komplett zerstört.Foto: Caritas Syrien
Fokus auf entlegene Gebiete
Die Arbeit der Caritas und ihrer zehn lokalen Partnerorganisationen konzentriert sich insbesondere auf die Gegenden in Syrien und der Türkei, in denen die staatliche Hilfe nur schleppend oder gar nicht angelaufen ist. So sind viele Menschen nicht in den großen offiziellen Zeltstädten untergekommen, sondern harren in kleinen improvisierten Lagern zwischen den Ruinen ihrer zerstörten Häuser aus. Hier liefern die lokalen Helferinnen und Helfer Wasser in großen Tanks per LKW und verteilen Gutscheine, mit denen sich die Menschen in Partner-Supermärkten mit dem Nötigsten eindecken können. In Gegenden, in denen die Menschen keinen ausreichenden Zugang zu lokalen Märkten haben, verteilen die Caritas-Partner direkt Hilfsgüter. Auch Toiletten und Duschen werden per LKW in das Erdbebengebiet gebracht.
Psychosoziale Hilfen nehmen Kinder in den Blick
Viele Menschen haben durch das Erdbeben alles verloren. Ihr Besitz liegt unter den Trümmern ihres Hauses begraben, die meisten haben Freunde oder Angehörige verloren. Mit dem Leben davongekommen, werden viele noch lange unter den traumatisierenden Ereignissen leiden. Ein Fokus der Caritas-Arbeit liegt daher auf der psychosozialen Hilfe. Unter anderem werden Sozialberatungen, psychologische Einzelberatungen und Gruppentherapien angeboten. Kindern fällt dabei ein besonderes Augenmerk zu - so sorgen beispielsweise Theater- oder Zirkusangebote für Ablenkung. Informations- und Aufklärungsveranstaltungen sind ebenfalls ein wichtiger Teil der Caritas-Arbeit. Hier werden unter anderem Krankheitsrisiken und Hygienepraktiken in der neuen Umgebung thematisiert - ein wichtiger Baustein, um Ausbrüchen von Seuchen wie beispielsweise Cholera vorzubeugen.
Die nächste Phase der Hilfe: Ein neues Dach über dem Kopf
Caritas international und die lokalen Partnerorganisationen arbeiten stetig daran, die Situation der Betroffenen weiter zu verbessern. So wird nun der Bau von kleinen Fertighäusern geplant. Damit soll eine mittelfristige Lösung für die Unterbringung von Betroffenen geschaffen werden. Familien sollen nicht mehr in Zelten schlafen müssen, sondern ein festes Dach über dem Kopf haben. In den vorgefertigten kleinen Häusern werden Familien mit fünf bis sechs Angehörigen auf insgesamt 30 Quadratmetern Platz haben. Diese Bauweise wurde bereits in Nordsyrien eingesetzt. Nun sollen solche Häuser auch in der Türkei gebaut werden.
Gernot Ritthaler, Katastrophenhilfekoordinator bei Caritas international, hat die betroffene Region kürzlich besucht und weiß, wie wichtig vorübergehender Wohnraum für die Menschen ist: "Es wird noch sehr lange dauern, bis die Menschen in Wohnungen zurückkehren können und die Wirtschaft wieder für Arbeitsplätze sorgen kann. So lange können die Menschen nicht in Zelten leben." Der Krisenkoordinator von Caritas international glaubt nicht, dass die Türkei diesen Wiederaufbau allein schultern könne: "Auch wenn die türkische Regierung und insbesondere die betroffenen Gemeinden tun, was sie können, ist dafür internationale Hilfe nötig. Wir werden noch lange helfen müssen", so Ritthaler.
Caritas-Arbeit in Syrien vor besonderen Herausforderungen
Auch auf syrischer Seite wird die Hilfe viel Zeit in Anspruch nehmen. Hier kommt erschwerend hinzu, dass bereits zuvor über 15 Millionen Menschen im Land auf Hilfe angewiesen waren. Jetzt kommen zehntausende Betroffene der Erdbeben hinzu. Sie müssen immer noch unter schwierigsten Bedingungen versorgt werden. Die Beben hatten die letzten noch funktionierenden Teile der Infrastruktur komplett zerstört. "Die verbleibenden staatlichen Krankenhäuser sind in einigen der stark betroffenen Gebiete mit der Behandlung der Verletzten überfordert", berichten Caritas-Mitarbeitende aus Syrien.
Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind insgesamt über 23 Millionen Menschen in der Erdbebenregion von den Folgen der Katastrophe betroffen.