Deutschland: Im Mittelpunkt der Arbeit steht der Mensch
„Irgendwann konnten die meisten sagen: Ich habe das geschafft“
Wann ist das Leben endlich wieder "normal"? Diese Fragen stellen sich viele Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, seitdem ihr Leben im Sommer 2021 auf den Kopf gestellt wurde. Eineinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe ist vielerorts noch immer kein Alltag eingekehrt. Der Wiederaufbau geht schleppend voran, es fehlt an Handwerkern und an Wohnraum.
Fluthilfe dauert. Zerstörte Dörfer lassen sich ebenso wenig innerhalb von Monaten wieder aufbauen, wie sich Traumata heilen lassen. Die Caritas unterstützt die Menschen aktiv beim Wiederaufbau. Aktuell stellt die Caritas in Westdeutschland Baufachberater zur Verfügung, berät bei der Antragstellung und zahlt Wiederaufbauhilfen an die Betroffenen aus. In 25 Fluthilfebüros begleiten die Caritas-Fluthelfer_innen nach wie vor täglich die Betroffenen der Flut auf ihren individuellen Wegen in eine neue Zukunft. Genauso wichtig wie die finanziellen Hilfen sind jedoch auch die psychosozialen Beratungen, die Traumatherapie und viele weitere Angebote, die die Menschen auffangen und stützen. All das wird ermöglicht durch die großzügigen Spenden für die Betroffenen der Flut.
Das Foto links unten im Bild erinnert an die Zerstörung durch die Flut in Glashütte im Jahr 2002. Heute ist die Kleinstadt südlich von Dresden wieder intakt.Foto: Annette Etges / Caritas internationa
Im Oktober 2022, knapp eineinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal und in weiten Teilen von Westdeutschland, hat Caritas international eine kleine Zeitreise gemacht. Die Reise führte uns in die ehemaligen Flutgebiete in Ostdeutschland. In Sachsen und Sachsen-Anhalt gab es 2002 und 2013 ebenfalls verheerende Fluten, die ganze Dörfer zerstörten und viele Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz zurückließen. Nach beiden Fluten leistete die Caritas vor Ort umfassende Fluthilfen - teils jahrelang.
Wir haben uns gefragt: Wie geht es den Menschen in den ehemaligen Flutgebieten von 2002 und 2013 heute? Wie haben sie die Flut damals erlebt? Wie erinnern sich die Menschen heute, mit großem zeitlichem Abstand, an die Fluten und die Caritas-Fluthilfen?
Die Antworten der Betroffenen machen Mut. Sie zeigen, dass es sich lohnt, einen langen Atem zu haben und dass es irgendwann wieder vorwärts geht. Eine Flut kann man nicht rückgängig machen. Aber: "Irgendwann konnten die meisten sagen: Ich habe das geschafft", sagt Julia Kittner, die 2013 für die Caritas im Einsatz war.